Der Garnelen-Guide für absolute Beginner — Teil 1

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Über die Haltung von Zwerggarnelen im Allgemeinen findet man im Internet mittlerweile Literaturmengen, die für einige Wochen ungebremsten Lesespaß sorgen dürften. Deswegen möchte ich hier an dieser Stelle auch gar nicht lange darauf eingehen, welche Garnelen-Art nun welche Wasserwerte bevorzugt, oder welche Arten sich untereinander kreuzen. Vielmehr möchte ich eine kurze Übersicht für diejenigen geben, die sich vielleicht gerade überlegen, ob sie sich überhaupt Zwerggarnelen anschaffen möchten oder können.


Welche Garnelen möchte/kann ich halten?

In erster Linie sollte man sich daran orientieren, welche Wasserparameter (Leitungswasser) man den Tieren überhaupt bieten kann, und ob man einen mehr oder weniger großen Aufwand betreiben möchte, um diese gegebenenfalls zu verändern (Wasser verschneiden, ansäuern o.ä.). Falsch wäre es, sich seine zukünftigen Aquarieninsassen lediglich nach deren Aussehen auszuwählen (“die Roten da drüben, Mami! Nur die Roten!!!!!“).

Es ist nicht richtig (und auch nicht tierfreundlich!), davon auszugehen, daß die Tiere im neuen Aquarium schon irgendwie zurecht kommen werden. Schließlich haben sie sich in jahrtausende langer Evolution an die Bedingungen ihres Herkunftsortes angepasst, man wird sie nicht innerhalb weniger Aquariengenerationen an extrem abweichende Bedingungen gewöhnen können. Möchte man, daß die Tiere heimischen Becken nicht nur (über)leben, sondern auch für Nachwuchs sorgen, dann sollte man darauf achten, daß die Wasserparameter nicht zu weit vom Optimum abweichen.

Eine gute Idee ist es auch, sich einen Test-Koffer mit Wassertests anzuschaffen. Nein, nicht die lustigen Stäbchentests, sondern die Tropfentests, die sind nämlich um einiges genauer. Wem dies zu teuer oder zu aufwendig ist, der sollte sein Wasser zumindest mal im Zooladen durchchecken lassen, um festzustellen, ob Kupfer (tödlich für Wirbellose) enthalten ist, wie hoch der PH-Wert sowie Gesamt- und Karbonhärte ist, und ob unnötig viel Nitrat im Wasser vorhanden ist. Und bitte nicht mit einem “Wasser ist ok” abspeisen lassen, sondern sich die genauen Werte notieren (lassen), denn nach diesen Werten richtet sich die Auswahl der zukünftigen Garnelen.


Wie soll das Aquarium aussehen?

Garnelen kann man schon in relativ kleinen Becken halten und vermehren. Becken ab 12L sind für eine dauerhafte Haltung geeignet. Allerdings muß man sich bewusst machen, daß größere Aquarien für den Anfänger einfacher zu händeln sind als winzige “Nano”-Becken. Warum? Nun, die größeren Becken sind biologisch stabiler. Ein bisschen zu viel Futter bringt sie nicht aus dem Gleichgewicht, eine wachsende Garnelenbevölkerung (und sie kann unter Umständen schnell wachsen!) hat erst viel später Einfluss auf die Wasserwerte, kleine Fehler werden schnell verziehen. Eine gute Größe für den “absoluten Beginner” sind beispielsweise 30 – 54L. Solche Aquarien findet man oft als günstige Komplettsets im Handel.

Ein garnelenfreundliches Aquarium kommt ohne Plastikpflanzen und blubbernden Schatzkisten aus. Die kleinen Racker freuen sich viel mehr über viele Moose und Wurzeln, von denen sie unermüdlich Aufwuchs abknabbern und hinter/unter denen sie sich auch verstecken können. Plastik-Kies, Kunststoff-Höhlen oder anderen Schnickschnack gehören nicht in ein Garnelen-Aquarium, sie können Weichmacher freisetzen.


Wie sieht’s mit der Technik aus?
Garnelen kann man theoretisch auch in Aquarien ganz ohne Technik halten. Allerdings hat sich in der Aquaristik sehr viel getan und es gibt ein breites Sortiment an Filtern, Leuchten & co, die sowohl klein, schick und sparsam im Verbrauch sind. Einen Filter ins Garnelenbecken einzubauen ist zwar kein Muß, aber er bringt viele Vorteile: Er entfernt Schadstoffe, wälzt das Wasser um, bringt oftmals mittels Diffusor oder Spraybar zusätzlich Sauerstoff mit ein und bietet beispielsweise mit einer garnelensicheren Filterpatrone einen idealen “Futterplatz” für Babygarnelen.
Es ist auch nicht unbedingt notwendig, ein Garnelenbecken nur um der Garnelen Willen zu beleuchten (denen dürfte es relativ egal sein, ob das Becken zusätzlich beleuchtet wird oder nicht), wohl aber brauchen die Pflanzen Licht, um wachsen zu können und Photosynthese zu betreiben. Dabei produzieren sie Sauerstoff, welchen die Garnelen aufnehmen. Am besten beleuchtet man ein Aquarium mit einer Kaltlichtquelle (Neonröhre, Energiesparlampe etc.). Glühlampen und starke Halogenspots sind ungeeignet, denn sie können das Wasser schnell erhitzen.
Ein Heizstab ist übrigens nicht notwendig. Die meisten Zwergarnelen-Arten bevorzugen ohnehin Wassertemperaturen unter 26° Celsius, eine Winterpause, bei der die Temperatur unter 20° Celsius absinkt, ist oftmals förderlich, und führt dazu, daß die Fortpflanzung der Tiere im Frühjahr bei steigenden Temperaturen angeregt wird. Für die genauen Haltungsparameter der jeweiligen Art sollte man entsprechende Literatur heranziehen.


Wieviele Garnelen braucht man für den Anfang?

Das kommt natürlich ganz auf die Garnelen-Art und die Aquariengröße an, aber grundsätzlich sind Garnelen gesellige Tiere. Niemals möchten sie in zu kleinen Gruppen (weniger als 10 Tiere) gepflegt werden. In größere Aquarien sollte man natürlich auch eine größere Startpopulation einsetzen, denn was sind schon 10 Tiere auf 200 Liter? Genau, nichts!


Wie schnell können die Garnelen einziehen?

Frisch eingerichtete Becken müssen immer erst eine Weile einlaufen. Damit sich das kleine Ökosystem, in dem die Tiere leben sollen, einspielen kann. Das Gleichgewicht aus Micro-Organismen und Bakterien ist wichtig, denn die Garnelen leben im Aquarium ja in einem viel kleinerem Wasservolumen als in der freien Natur. Die Keimdichte und die Wasserbelastung ist im Glaskasten viel höher, denn ein Aquarium ist kein Fliesgewässer mit ständigem Wasseraustausch.
Ein ganz frisch eingerichtetes Aquarium sollte mehrere Wochen einlaufen. Man kann die Einlaufzeit verkürzen, in dem man beispielweise einen Filterschwamm aus einem bereits länger laufenden Aquarium im neuen Becken ausdrückt. Klingt nach einer großen Sauerei, ist aber nützlich, denn die wichtigen Bakterien schwimmen nicht frei im Aquarium herum, sondern “wohnen” beispielsweise auch im Filtermaterial. Sogenannte “Filterstarter” aus dem Fachhandel können die Einlaufzeit auch verkürzen. Trotzdem sollte unbedingt abgewartet werden, bis die Wassertests kein Nitrit mehr im Wasser nachweisen können. Danach können die Garnelen einziehen.


Weiter geht’s demnächst mit dem zweiten Teil des “Garnelen-Guide für absolute Beginner”.

2 Anmerkungen zu Der Garnelen-Guide für absolute Beginner — Teil 1

  1. Jan schreibt:

    Danke für diese Anfänger Tipps zur Garnelenhaltung! Beziehen sich die erwähnten mindestens 10 Garnelen auch auf ein 12 Liter Becken? Wieviele Garnelen sollte man ungefähr in einem 30 Liter Aquarium halten?

  2. Muffin schreibt:

    Hallo Jan,

    ja, auch für ein 12L-Aquarium eignen sich 10 Garnelen als Startpopulation sehr gut. Mehr würde ich aber am Anfang nicht einsetzen, denn die vermehren sich oft schneller, als man denkt :-)
    Für ein 30er Becken kannst Du mit 10 – 20 Garnelen anfangen, wie gesagt, die werden schneller mehr, als man sich das vorstellen kann :-)

    Grüße,
    Muffin :D

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